Während der deutsche Fahrer sein Auto längst in der Garage stehen lässt, fängt der russische Fahrer langsam darüber nachzudenken, die normale Geschwindigkeit einzuhalten. Es macht Spaß!
Diplomatie kann bei Verhandlungen oder im Einzelhandel sehr gute Dienste leisten. Keine Frage. Doch in den meisten Fällen ist ihr Gebrauch mit einem Schnörkel gleichzusetzen. Einem Schnörkel, der an einem klar gegliederten Gegenstand angebracht ist und daher überflüssig und sogar störend wirkt. Er kann unter Umständen den Blick auf die Tatsachen verdecken und damit den Menschen in die Irre führen. Man weiß vor lauter Diplomatie nicht mehr, um was es eigentlich geht, wo man steht und mit welchen Konsequenzen man im Ernstfall zu rechnen hat. Nun gib es sicherlich unterschiedlichste Schattierungen dieser Kunst, die sich sowohl von Volk zu Volk, als auch von Mensch zu Mensch unterscheiden. Was die Diplomatie angeht, so befindet sich Russland noch in der Wiege, höchstens in der Krabbelgruppe. Und obwohl ich die oft anzutreffende Unfreundlichkeit und die forsche Art, der sich im Dienstleistungsbereich verirrten Russen hasse, wünsche ich mir insgeheim, dass dieses Volk NIE die Perfektio...
Gestern habe ich neben dem Bahnhofseingang alte Männer gesehen, die mit russischer Volks- und Militärmusik ihren Zubrot verdienen. Es waren Profimusiker der alten Schule. Das war nicht zu überhören. Meine Beine haben sich von alleine langsamer bewegt, als ich an ihnen vorbei gegangen bin. Und als ich den Metroeingang mit dem Bahnhofseingang verwechselt habe und die Treppe hoch gestiegen bin an der die Musiker gesessen haben, hat sich mir eine unvergessliche Szene präsentiert. Eine waschechte minikleine zerbrechliche russische Oma mit dem echten russischen Tuch auf dem Kopf hat sich langsam zu der Musik gedreht. Sie konnte nicht einmal mehr sicher laufen, aber das hat sie noch geschafft. So ein Bild bekommt man nur ein Mal im Leben zu sehen. Ich hätte heulen können, dass ich zu dämlich gewesen bin meine Kamera rauszuholen und ein kleines Video aufzunehmen. Statt dessen bekommt ihr den Wellensittich Karluscha zu sehen, der auf Russisch Gedichte rezitiert und dem ich versuche verzweifelt...
In Russland laufen Werbespots auch dann weiter, wenn man das Heim bereits verlassen hat – und zwar in 4-D. Das geschieht vorwiegend in den Regional- und Kurzstreckenzügen. Eines Tages sitze ich in einem der Züge, der mich von Moskau nach Sergeev Pasad bringen soll. Dort gibt es ein sehenswertes Kloster, gegründet von Sergej Radoneschskij. Also versuche ich in mich zu gehen und mich auf eine eineinhalbstündige Reise und deren tieferen Sinn einzustimmen. Kaum startet der Zug werden meine tiefsinnigen Gedanken grob unterbrochen. Im Wagon erscheint eine Frau mit großen Taschen und erläutert knapp und laut die einmaligen Vorzüge von Staublumpen und anderen Produkten für die Sauberkeit. Sie betont immer wieder, dass diese aus deutscher Herstellung stammen und ich vermute, sie meint damit unverwüstlich und lebenslang haltbar. Schade, dass damit nur die deutschen Lumpen und nicht die deutschen Männer gemeint sind. Anschließend sagt sie, dass die Interessenten sich an sie wenden können und geht...
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