Bitte kaufen!
In Russland laufen Werbespots auch dann weiter, wenn man das Heim bereits verlassen hat – und zwar in 4-D. Das geschieht vorwiegend in den Regional- und Kurzstreckenzügen.
Eines Tages sitze ich in einem der Züge, der mich von Moskau nach Sergeev Pasad bringen soll. Dort gibt es ein sehenswertes Kloster, gegründet von Sergej Radoneschskij. Also versuche ich in mich zu gehen und mich auf eine eineinhalbstündige Reise und deren tieferen Sinn einzustimmen.
Kaum startet der Zug werden meine tiefsinnigen Gedanken grob unterbrochen. Im Wagon erscheint eine Frau mit großen Taschen und erläutert knapp und laut die einmaligen Vorzüge von Staublumpen und anderen Produkten für die Sauberkeit. Sie betont immer wieder, dass diese aus deutscher Herstellung stammen und ich vermute, sie meint damit unverwüstlich und lebenslang haltbar. Schade, dass damit nur die deutschen Lumpen und nicht die deutschen Männer gemeint sind. Anschließend sagt sie, dass die Interessenten sich an sie wenden können und geht zügig in den nächsten Wagon.
Im Dreiminutentakt erscheinen weitere Werbespots, entweder als Mann oder als Frau verkleidet. Das ganze scheint sehr gut durchorganisiert zu sein. Ein Zustand, den man in Russland selten erlebt. Niemals erscheinen mehrere Spots gleichzeitig. Nur bei Wechselgeldproblemen kann man erleben, wie sie zusammen kommen.
Ab und zu kaufen die Menschen. Und zu kaufen gibt es allerlei. Alles, was sich tragen lässt: Karten, Hefte, Stifte, Regenschirme, Tücher, Putzmittel usw.
Weniger witzig ist die musikalische Unterbrechung. Im Wagon erscheint ein Mann mit einer Ziehharmonika und einem Jungen, der ein herzzerreißendes Lied vorträgt. Der Junge ist für diesen Zweck nicht rausgeputzt worden. Im Gegenteil, seine Aufgabe ist es, die Herzen der Tantchen im Zug zu erweichen.
Anschließend sammelt der Junge mit einer Plastiktüte die Spenden ein.
Ich habe gehört, dass diese Leute gar nicht so schlecht verdienen. Und wahrscheinlich geht es diesen Kindern besser als sie aussehen, zumindest in der Zeit, in der sie nicht arbeiten müssen. Wann das aber ist, weiß niemand und es scheint auch niemanden zu interessieren.
In Sergeev Pasad angekommen, geht der Verkauf weiter. Sobald man sich nicht mehr im Kern der Moskauer Innenstadt befindet, trifft man auf tausende Geschäfte, die neben- und aufeinander hocken und rund um die Uhr geöffnet sind. Auch an Sonntagen. Die ganzen Geschäfte sind mit hässlichen großen Schildern versehen und sind selten übersichtlich oder gut sortiert. Ich frage mich, wer das alles kauft. Kein Angebot ohne Nachfrage? In Russland? Ich weiß nicht.
Mit solchen Geschäften ist fast der ganze Weg vom Bahnhof bis zum Kloster gepflastert. Ich bin froh endlich mal hinter den Klostermauern der russischen Zivilisation zu entkommen. Doch hier geht der Verkauf ohne die hässlichen Schilder weiter. Es gibt fünf kleine Geschäfte mit Ikonen und anderen kirchlichen Utensilien. Und da ich versprochen habe eine bestimmte Ikone zu besorgen, springe ich fast die ganze Zeit von einem Lädchen zum Anderen, statt dem herrlichen Gesang der Mönche zuzuhören.
Die Führung durch das Kloster entschädigt mich.
Ikone kaufe ich hier doch keine, dafür aber ein Gebet. In der russisch-orthodoxen Kirche kann man Namen von den Leuten, für die gebettet werden soll, auf die dafür vorgesehene Zettel schreiben – auch den eigenen Namen – und diese dann mit einer Spende abgeben. Dabei darf man die gedruckten Vorlagen nicht verwechseln. Es gibt welche für die Verstorbenen und für die Lebenden. In diesem Punkt unterscheidet die russische Kirche sehr genau.
Ich glaube zum Schluss doch noch ein gutes Geschäft gemacht zu haben.
Eines Tages sitze ich in einem der Züge, der mich von Moskau nach Sergeev Pasad bringen soll. Dort gibt es ein sehenswertes Kloster, gegründet von Sergej Radoneschskij. Also versuche ich in mich zu gehen und mich auf eine eineinhalbstündige Reise und deren tieferen Sinn einzustimmen.
Kaum startet der Zug werden meine tiefsinnigen Gedanken grob unterbrochen. Im Wagon erscheint eine Frau mit großen Taschen und erläutert knapp und laut die einmaligen Vorzüge von Staublumpen und anderen Produkten für die Sauberkeit. Sie betont immer wieder, dass diese aus deutscher Herstellung stammen und ich vermute, sie meint damit unverwüstlich und lebenslang haltbar. Schade, dass damit nur die deutschen Lumpen und nicht die deutschen Männer gemeint sind. Anschließend sagt sie, dass die Interessenten sich an sie wenden können und geht zügig in den nächsten Wagon.
Im Dreiminutentakt erscheinen weitere Werbespots, entweder als Mann oder als Frau verkleidet. Das ganze scheint sehr gut durchorganisiert zu sein. Ein Zustand, den man in Russland selten erlebt. Niemals erscheinen mehrere Spots gleichzeitig. Nur bei Wechselgeldproblemen kann man erleben, wie sie zusammen kommen.
Ab und zu kaufen die Menschen. Und zu kaufen gibt es allerlei. Alles, was sich tragen lässt: Karten, Hefte, Stifte, Regenschirme, Tücher, Putzmittel usw.
Weniger witzig ist die musikalische Unterbrechung. Im Wagon erscheint ein Mann mit einer Ziehharmonika und einem Jungen, der ein herzzerreißendes Lied vorträgt. Der Junge ist für diesen Zweck nicht rausgeputzt worden. Im Gegenteil, seine Aufgabe ist es, die Herzen der Tantchen im Zug zu erweichen.
Anschließend sammelt der Junge mit einer Plastiktüte die Spenden ein.
Ich habe gehört, dass diese Leute gar nicht so schlecht verdienen. Und wahrscheinlich geht es diesen Kindern besser als sie aussehen, zumindest in der Zeit, in der sie nicht arbeiten müssen. Wann das aber ist, weiß niemand und es scheint auch niemanden zu interessieren.
In Sergeev Pasad angekommen, geht der Verkauf weiter. Sobald man sich nicht mehr im Kern der Moskauer Innenstadt befindet, trifft man auf tausende Geschäfte, die neben- und aufeinander hocken und rund um die Uhr geöffnet sind. Auch an Sonntagen. Die ganzen Geschäfte sind mit hässlichen großen Schildern versehen und sind selten übersichtlich oder gut sortiert. Ich frage mich, wer das alles kauft. Kein Angebot ohne Nachfrage? In Russland? Ich weiß nicht.
Mit solchen Geschäften ist fast der ganze Weg vom Bahnhof bis zum Kloster gepflastert. Ich bin froh endlich mal hinter den Klostermauern der russischen Zivilisation zu entkommen. Doch hier geht der Verkauf ohne die hässlichen Schilder weiter. Es gibt fünf kleine Geschäfte mit Ikonen und anderen kirchlichen Utensilien. Und da ich versprochen habe eine bestimmte Ikone zu besorgen, springe ich fast die ganze Zeit von einem Lädchen zum Anderen, statt dem herrlichen Gesang der Mönche zuzuhören.
Die Führung durch das Kloster entschädigt mich.
Ikone kaufe ich hier doch keine, dafür aber ein Gebet. In der russisch-orthodoxen Kirche kann man Namen von den Leuten, für die gebettet werden soll, auf die dafür vorgesehene Zettel schreiben – auch den eigenen Namen – und diese dann mit einer Spende abgeben. Dabei darf man die gedruckten Vorlagen nicht verwechseln. Es gibt welche für die Verstorbenen und für die Lebenden. In diesem Punkt unterscheidet die russische Kirche sehr genau.
Ich glaube zum Schluss doch noch ein gutes Geschäft gemacht zu haben.
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