Kleinigkeit zum Glücklichsein
In St. Petersburg stelle ich fest, dass der Aufladegerät von meinem neuen Fotoapparat fehlt. Extra für die Reise gekauft ist die Kamera jetzt unbrauchbar. Also verbringe ich den halben Tag damit, zum Mediamarkt und wieder zurück zu fahren. Alles umsonst. Zwei DIN A4 Seiten mit Hundert Telefonnummern von Geschäften, die so was haben könnten sind ebenfalls nutzlos. Nirgendwo in dieser Stadt ist das Ding zu bekommen, auch in den spezialisierten Geschäften nicht. Ich bin verzweifelt. Einen teuren Fotoapparat will ich kein zweites Mal kaufen.
Meine letzte Hoffnung ist ein riesiger Markt für die Elektrotechnik, irgendwo am Arsch der Welt. Und wirklich jeder verspricht, dass man dort Alles findet.
Ich rufe Alexej an und handele mit ihm einen Preis aus. Alexej ist eigentlich ein Dipl. Kaufmann, der notgedrungen vorübergehend als Taxifahrer arbeitet. Eines Tages ist er zur Arbeit gekommen und seine Firma hat sich in Luft aufgelöst. Solche Geschichten bekomme ich hier fast jeden Tag zu hören.
Weil ich Alexej vertraue, darf meistens nur er mich irgendwohin fahren. Dafür haben wir ausgemacht, dass ich ihn direkt anrufe und hoffe, dass er frei ist. Er wiederum kümmert sich drum, dass der Administrator ihn in Ruhe lässt, solange er mich rumkutschiert. Alexej muss ihm dafür ein Teil abgeben. Übrigens bekommt auch das Hotel Prozente, jedes Mal, wenn ein Taxi gerufen wird, und zwar Bar auf die Kralle (das darf natürlich niemand wissen). Da ich nicht über das Hotel bestelle, muss ich nur Alexej und den Admin. bezahlen. Geschmiert wird hier überall. Manchmal erscheint es mir absurd, weil das, was hier versteckt gemacht wird, in Deutschland einen Namen hat und legal betrieben werden darf. Nur gibt es hier keine richtigen Strukturen dafür, oder sie werden eben nicht genutzt. Oder ich habe keine Ahnung, was auch sein könnte.
Als ich, getrieben von meinem ästhetischen Sinn, Alexej empfehle bei der Geldübergabe an das Hotel einen Briefumschlag zu benutzen, meint er, dass er so viele Umschläge nicht mittransportieren könne. Damit scheitert mein bescheidener Versuch, etwas Ordnung in die russischen »Geschäfte« zu bringen.
Alexej darf mich jetzt für umgerechnet knapp zehn Euro insgesamt eine Stunde zum Markt und wieder zurück fahren und dort bis zur einer halben Stunde auf mich warten.
In den Genuss solch tiefer Preise kommen nur die Muttersprachler. Zum Glück bin ich eine. Und obwohl Alexej weißt, dass ich aus Deutschland komme und daher ja zwangsläufig einen goldscheissenden Esel zu Hause habe, lässt er mit sich gut verhandeln. Als Dank unterhalte ich ihn die ganze Zeit. Er hat ein Navi und muss sich nicht sonderlich konzentrieren.
Als wir dort ankommen will Alexej mich unbedingt begleiten. Ich vermute, dass er Angst hat, ich könnte verloren gehen; und er muss länger auf mich warten. Reden mit den Verkäufern darf ich aber selber. Er schweigt und beschützt. Ein Traum von einem Mann!
Wir gehen vorbei an den unzähligen Ständchen direkt zu einem Laden, wo man uns weiter helfen kann. Und hier stellt sich raus, dass mein Modell viel zu neu sei und deswegen das passende Zubehör fehle. Toll. Als ich verzweifelt »Was soll ich jetzt machen« ausatme, erwarte ich nicht ernsthaft eine Antwort. Doch die Antwort kommt ganz unerwartet. Einer der Verkäufer fängt an zu erklären, wie man ein älteres Modell mithilfe eines Messers und eines Schraubenziehers meinem Fotoapparat anpassen könnte. Dabei schaut er abwechselnd mich und Alexej an.
Moment mal! Ich versuche den netten Mann aufzuklären und sage ihm, dass ich in dieser Stadt weder einen Messer noch einen Schraubenzieher geschweige den einen Mann besitze. Dabei setzte ich einen Dackelblick auf und schaue soweit niedlich verzweifelt, wie es mir meine Gesichtanatomie zulässt. Der Mann überlegt und fragt mich anschließend, ob ich nun das ältere Modell kaufen möchte oder nicht. »Selbstverständlich!« – gebe ich als Antwort und strahle – »Wenn es passend gemacht wird«.
Zwanzig Minuten später habe ich ein umgebautes Aufladegerät ohne Aufpreis mit einer ausführlichen mündlichen Gebrauchsanweisung, wie man einen Kurzschluss vermeidet. Nach dem Motto: Frauen muss man alles zwei Mal erklären und den hilflosen Frauen ganze vier Mal. Was er von mir denkt ist mir in diesem Moment egal. Ich gehe raus, drücke das Ding an mich und bin einfach nur glücklich.
Meine letzte Hoffnung ist ein riesiger Markt für die Elektrotechnik, irgendwo am Arsch der Welt. Und wirklich jeder verspricht, dass man dort Alles findet.
Ich rufe Alexej an und handele mit ihm einen Preis aus. Alexej ist eigentlich ein Dipl. Kaufmann, der notgedrungen vorübergehend als Taxifahrer arbeitet. Eines Tages ist er zur Arbeit gekommen und seine Firma hat sich in Luft aufgelöst. Solche Geschichten bekomme ich hier fast jeden Tag zu hören.
Weil ich Alexej vertraue, darf meistens nur er mich irgendwohin fahren. Dafür haben wir ausgemacht, dass ich ihn direkt anrufe und hoffe, dass er frei ist. Er wiederum kümmert sich drum, dass der Administrator ihn in Ruhe lässt, solange er mich rumkutschiert. Alexej muss ihm dafür ein Teil abgeben. Übrigens bekommt auch das Hotel Prozente, jedes Mal, wenn ein Taxi gerufen wird, und zwar Bar auf die Kralle (das darf natürlich niemand wissen). Da ich nicht über das Hotel bestelle, muss ich nur Alexej und den Admin. bezahlen. Geschmiert wird hier überall. Manchmal erscheint es mir absurd, weil das, was hier versteckt gemacht wird, in Deutschland einen Namen hat und legal betrieben werden darf. Nur gibt es hier keine richtigen Strukturen dafür, oder sie werden eben nicht genutzt. Oder ich habe keine Ahnung, was auch sein könnte.
Als ich, getrieben von meinem ästhetischen Sinn, Alexej empfehle bei der Geldübergabe an das Hotel einen Briefumschlag zu benutzen, meint er, dass er so viele Umschläge nicht mittransportieren könne. Damit scheitert mein bescheidener Versuch, etwas Ordnung in die russischen »Geschäfte« zu bringen.
Alexej darf mich jetzt für umgerechnet knapp zehn Euro insgesamt eine Stunde zum Markt und wieder zurück fahren und dort bis zur einer halben Stunde auf mich warten.
In den Genuss solch tiefer Preise kommen nur die Muttersprachler. Zum Glück bin ich eine. Und obwohl Alexej weißt, dass ich aus Deutschland komme und daher ja zwangsläufig einen goldscheissenden Esel zu Hause habe, lässt er mit sich gut verhandeln. Als Dank unterhalte ich ihn die ganze Zeit. Er hat ein Navi und muss sich nicht sonderlich konzentrieren.
Als wir dort ankommen will Alexej mich unbedingt begleiten. Ich vermute, dass er Angst hat, ich könnte verloren gehen; und er muss länger auf mich warten. Reden mit den Verkäufern darf ich aber selber. Er schweigt und beschützt. Ein Traum von einem Mann!
Wir gehen vorbei an den unzähligen Ständchen direkt zu einem Laden, wo man uns weiter helfen kann. Und hier stellt sich raus, dass mein Modell viel zu neu sei und deswegen das passende Zubehör fehle. Toll. Als ich verzweifelt »Was soll ich jetzt machen« ausatme, erwarte ich nicht ernsthaft eine Antwort. Doch die Antwort kommt ganz unerwartet. Einer der Verkäufer fängt an zu erklären, wie man ein älteres Modell mithilfe eines Messers und eines Schraubenziehers meinem Fotoapparat anpassen könnte. Dabei schaut er abwechselnd mich und Alexej an.
Moment mal! Ich versuche den netten Mann aufzuklären und sage ihm, dass ich in dieser Stadt weder einen Messer noch einen Schraubenzieher geschweige den einen Mann besitze. Dabei setzte ich einen Dackelblick auf und schaue soweit niedlich verzweifelt, wie es mir meine Gesichtanatomie zulässt. Der Mann überlegt und fragt mich anschließend, ob ich nun das ältere Modell kaufen möchte oder nicht. »Selbstverständlich!« – gebe ich als Antwort und strahle – »Wenn es passend gemacht wird«.
Zwanzig Minuten später habe ich ein umgebautes Aufladegerät ohne Aufpreis mit einer ausführlichen mündlichen Gebrauchsanweisung, wie man einen Kurzschluss vermeidet. Nach dem Motto: Frauen muss man alles zwei Mal erklären und den hilflosen Frauen ganze vier Mal. Was er von mir denkt ist mir in diesem Moment egal. Ich gehe raus, drücke das Ding an mich und bin einfach nur glücklich.
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